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Am 25.09.2025 haben wir die 4. Folge unseres Klima Check-Ins aufgezeichnet, diesmal mit Beate Mangrig, der Gründerin und Co-Vorständin der ROTERFADEN eG in Saarbrücken.

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In dieser Episode dreht sich alles um nachhaltige Geschäftsmodelle, genossenschaftliche Strukturen und die Frage, wie verantwortungsvolles Wirtschaften heute gelingen kann

Im Mittelpunkt steht der Beitrag von Beate Mangrig, Gründerin und Co-Vorständin der ROTERFADEN eG in Saarbrücken.

Beate erläutert in ihrem Vortrag, warum Nachhaltigkeit dort nicht als nachträgliches Konzept eingeführt wurde, sondern von Beginn an in die DNA des Unternehmens eingeschrieben ist. Mit kurzen Produktionswegen, regionalen Partnerschaften, 100 % Fertigung in Deutschland und einem klaren Bekenntnis zu sozialen Werten zeigt das Team von ROTERFADEN, wie unternehmerisches Handeln und ökologische Verantwortung Hand in Hand gehen können.

Auf der Präsentation aufbauend diskutieren die Teilnehmenden die Nachhaltigkeitsstrategien im Detail:

  • Verwendung hochwertiger, langlebiger Materialien wie europäischem Leder, Drucktuch oder innovativen Alternativen wie Kaktusleder.

  • Reparaturdienste zum Selbstkostenpreis, um die Lebensdauer der Produkte zu verlängern.

  • Eine klare Absage an Fast Fashion, Plastikverpackungen und rein kollektionsgetriebenes Marketing.

  • Zusammenarbeit mit kleinen, inhabergeführten Händlern statt Abhängigkeit von großen Ketten.

Besonders spannend ist die Philosophie des gesunden Wachstums, die Beate beschreibt: Schritt für Schritt, organisch und realistisch, statt durch schnelle Marketingkampagnen oder aggressive Skalierung. Diese Haltung eröffnet eine Debatte über Werte vs. Ziele: Braucht es immer konkrete Wachstumskennzahlen, oder können geteilte Werte wie Nachhaltigkeit, Fairness und Transparenz ebenso Orientierung geben?

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Textilbranche und den Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft. Gemeinsam reflektieren die Teilnehmenden über Resteverwertung, Recycling, Kooperationen mit großen Playern und die Rolle von Unternehmen wie Patagonia. Gleichzeitig geht es um die Frage, wie Konsument:innen – insbesondere junge Menschen – für nachhaltige Alternativen begeistert werden können. Dabei wird klar: Es geht nicht nur um den Konsum von Produkten, sondern um Selbstentwicklung, Empowerment und eine neue Form von Zufriedenheit. „Wer zufrieden ist, muss nicht shoppen gehen“ so eine der Erkenntnisse aus der Diskussion.

Die Diskussion schlägt schließlich den Bogen zur Rolle der Genossenschaften: Wie können sie helfen, bedarfsorientierte statt marketinggetriebene Produkte zu entwickeln? Welche Vorteile entstehen, wenn Kund:innen stärker in den Produktionsprozess eingebunden werden? Und wie lassen sich Mitarbeitende mit unterschiedlichen Nachhaltigkeitsverständnissen auf dem Weg mitnehmen, ohne sie zu überfordern?

Zum Abschluss geht es um Handwerk, Nachhaltigkeit und Zeit: Viele traditionelle Fertigkeiten wie Stricken, Nähen oder Reparieren sind in Vergessenheit geraten. Das hat Folgen für unsere Wertschätzung von Dingen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie nachhaltiges Handeln in einer „Convenience-Kultur“ möglich ist, in der den meisten Menschen schlicht die Zeit fehlt, um Produkte instand zu halten oder reparieren zu lassen.

Dieses Gespräch verbindet persönliche Perspektiven, unternehmerische Erfahrungen und gesellschaftliche Fragestellungen. Sie lädt dazu ein, Nachhaltigkeit nicht nur als ökologisches Ziel, sondern als Haltung und Kulturform zu verstehen, die tief in Strukturen, Werte und den Alltag hineinwirkt.